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Fachtag: Alles von der Kunstfreiheit gedeckt? Antworten auf Antisemitismus in Kunst und Kulturbetrieb

31.10.2023

 

Antisemitismus hat viele Gesichter: Ob in Person eines in die Jahre gekommenen Rockstars oder deutscher und österreichischer Kabarettist*innen, ob als problematischer Auswuchs postkolonialer Theorien, auf Theaterbühnen, Musikfestivals, Preisverleihungen oder Weltkunstausstellungen, im Kern geht es letztlich in allen Fällen um das Gleiche: Ressentiment und Feindseligkeit gegenüber Jüdinnen*Juden. So regelmäßig es zu Antisemitismus-Skandalen im Kulturbetrieb kommt, so routiniert und ritualisiert werden berechtigte Antisemitismusvorwürfe oftmals als das eigentliche Problem verhandelt und die Betroffenen mit ihrer Kritik übergangen und alleingelassen. Dadurch wird nicht nur der Antisemitismus in zahlreichen Kunst- und Kulturinstitutionen bagatellisiert und jüdische Perspektiven unsichtbar gemacht, sondern auch jüdische Künstler*innen ausgeschlossen. Angesichts dieser vielfältigen Problemlage widmet sich der diesjährige SABRA-Fachtag dem Themenfeld Antisemitismus in Kunst und Kultur. Im Rahmen der Veranstaltung sollen sowohl Hintergründe analysiert und offene Fragen diskutiert als auch Perspektiven für eine antisemitismussensible künstlerisch-kulturelle Praxis skizziert werden.

Das Programm:

09:00 Uhr Ankommen mit Kaffee 09:30 Uhr Eröffnung und Grußworte Bert Römgens, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW (Videogruß)

09:45 – 11:00 Uhr Fachgespräch 1: Antisemitismus in Kunst und Kultur: Eine Bestandsaufnahme. Dr. Annette Seidel-Arpacı, Leitung RIAS Bayern (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern) Jakob Baier, Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter, Universität Bielefeld Moderation: Natalia Kajzer

11:00 - 11:15 Uhr Pause

11:15 – 12:45 Uhr Fachgespräch 2: Was tun? Gegenstrategien und Best-Practice-Beispiele Stella Leder, Institut für Neue Soziale Plastik e.V. Angelika Scherb, DIG Köln Lorenz Deutsch, Vorsitzender des Kulturrats NRW und Leiter der Theodor-Heuss-Akademie Gummersbach Moderation: Florian Beer

12:45 - 13:45 Uhr Mittagspause

13:45 – 15:45 Uhr Austauschräume

15:45 – 16:15 Uhr Tagungszusammenfassung mit Austauschraumleitenden (Podium) Moderation: Marina Friemelt

Durch den Fachtag führen Natalia Kajzer und Marina Friemelt.

 
 
 

Austauschraum I: Antisemitismuskritik über Umwege? Die Kulturwochen gegen Antisemitismus als innovativer Ansatz der Antisemitismusprävention Die Antisemitismusforschung steht vor dem andauernden Problem, dass sie die Erkenntnisse ihrer teils jahrelangen Forschung nicht adäquat kommunizieren kann. Was unter dem Stichwort mangelhafte Wissenschaftskommunikation auch als Problem der (Geistes-)Wissenschaften im Allgemeinen gelten kann, gewinnt für die Antisemitismusforschung eine besonders dringliche Dynamik. Ursächlich dafür sind neben der Komplexität des Gegenstandes auch die tiefliegenden Ressentiments gegen die Erkenntnisse der Antisemitismusforschung, die so manchem Individuum eine hohe Reflexionsfähigkeit und Selbstkritik abnötigt. Innovative Angebote der Prävention sind also dringend geboten. Der Ansatz der Kulturwochen gegen Antisemitismus setzt auf Affektivität mit anschließender wissenschaftlicher Reflexion. Über das Thema Kunst werden den Zuschauer*innen Emotionen vermittelt, die anschließend durch wissenschaftliche Akteure kontextualisiert werden. Lennard Schmidt und Luisa Gärtner geben einen Einblick in die Vorbereitungen und Umsetzung der Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022 und 2023 und einen Ausblick in die Zukunft der Veranstaltungsreihe. Referent*innen: Luisa Gärtner und Lennard Schmidt, Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung, Uni Trier

 

Austauschraum II: Zivilgesellschaftliches Engagement als demokratische Praxis gegen Antisemitismus Zivilgesellschaftliches Engagement ist elementar für eine demokratische Gesellschaft. Demokratisch orientierte Menschen würden dieser These kaum widersprechen. Doch was beinhaltet dieses? Welche Formen kann zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus annehmen? Unter welchen Voraussetzungen findet es statt? Mit welchen Hindernissen ist es konfrontiert? Und wer ist diese viel beschworene „Zivilgesellschaft“ überhaupt? Dies ist nur ein Ausschnitt der Fragen, welchen wir versuchen gemeinsam nachzugehen. Dabei lebt der Austauschraum vom gemeinsamen Gespräch und dem Einbringen eigener Erfahrungen. Referentin: Elena Kirik (Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.)

 

Austauschraum III: Revisiting documenta fifteen – Erfahrungen mit Antisemitismus und Zensur Der Düsseldorfer Künstler Leonard Schmidt-Dominé berichtet über seine Erfahrungen als Teilnehmer bei der documenta fifteen. Sein antisemitismuskritisches Kunstwerk „Never ending hats“ wurde zum Skandal, als Mitglieder von ruangrupa darüber entschieden es aus der Ausstellung zu entfernen, weil es antisemitische Stereotype reproduzieren würde. Das Werk setzt sich mit den Kontinuitäten von Antisemitismus in der Geschichte der documenta auseinander. Lasse Schauder, Mitarbeiter für politische Bildung im Sara Nussbaum Zentrum für jüdisches Leben Kassel und Sprecher des Jungen Forums DIG Kassel, gibt einen Überblick über die antisemitischen Vorfälle auf der documenta fifteen und ordnet den miserablen und ignoranten Umgang mit diesen ein

Im Anschluss daran gibt es die Möglichkeit zum regen Austausch über Fragen von Zensur, über den häufig instrumentellen Umgang mit dem Begriff der Kunstfreiheit und was solche Skandale für von Antisemitismus Betroffene bedeuten.

Referenten: Leonard Schmidt-Dominé und Lasse Schauder


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