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Alter
ab 16 Jahren -
Dauer
150 Minuten -
Gruppenstärke
12-20 TN -
Erstellt am
01.07.2025 -
Material
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Die israelische Demokratie in der Praxis
In der öffentlichen Wahrnehmung steht Israel häufig im Kontext des Nahostkonflikts. Staatliches Handeln wird dabei oft auf militärische und sicherheitspolitische Maßnahmen reduziert. In vielen medialen Darstellungen erscheinen Regierung und Armee als dominante Akteur*innen, während zentrale Merkmale der israelischen Demokratie, wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung und pluralistische Öffentlichkeit kaum sichtbar werden.
Das folgende Modul eröffnet einen differenzierten Zugang zur politischen Realität Israels. Sie thematisiert das israelische Selbstverständnis als demokratischer Rechtsstaat und beleuchtet exemplarisch den Umgang mit Herausforderungen in Krisenzeiten, insbesondere im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Grundrechten während der zweiten Intifada.
Ziel ist es, Lehrkräften und ihren Schüler*innen eine fundierte Auseinandersetzung mit dem politischen System Israels zu ermöglichen – jenseits vereinfachender Zuschreibungen oder ideologisch aufgeladener Narrative.
Die einzelnen Methoden könne auch unabhängig voneinander genutzt werden.
Ziele des Moduls
- Die Teilnehmenden (TN) lernen das israelische Selbstverständnis als demokratischer und rechtsstaatlich verfasster Staat kennen.
- Sie verstehen Grundzüge des politischen Systems Israels und können Parallelen zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland benennen.
- Sie setzen sich kritisch mit institutionellen Spannungsfeldern auseinander, etwa mit der Frage, wie ein demokratischer Staat unter Bedingungen permanenter Bedrohung Grundrechte wahrt oder einschränkt.
- Sie lernen: Sicherheitsrisiken können Handlungsdruck erzeugen – rechtfertigen aber keine pauschale Diskriminierung oder die Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien.
- Die TN verstehen, dass staatliches Handeln in Israel an rechtsstaatliche Verfahren gebunden ist – und dass es funktionierende Kontrollinstanzen wie eine unabhängige Justiz und eine pluralistische Öffentlichkeit gibt.
- Sie stärken ihre Kritikfähigkeit, indem sie lernen, politische Positionen auch dann nachvollziehen zu können, wenn sie nicht mit der eigenen Meinung übereinstimmen.
- Homogenisierende Vorstellungen von „den Israelis“ oder „dem israelischen Staat“ werden hinterfragt; der Blick auf innergesellschaftliche Debatten und institutionelle Vielfalt wird geschärft.
Vorbemerkung
Dieses Modul eignet sich für den Einsatz in der schulischen oder außerschulischen politischen Bildung, auch mit interessierten Erwachsenen (z. B. Multiplikator*innen). Es kann am Beginn einer Unterrichtsreihe zu Israel oder im Rahmen übergreifender Themen wie „Demokratie unter Druck“, „Rechtsstaatlichkeit“ oder „Konfliktgesellschaften“ stehen.
Für die Arbeit mit Jugendlichen empfiehlt sich, vorab zentrale Begriffe zu klären, etwa:
- Was versteht man unter dem israelischen Kernland im Unterschied zu umstrittenen Gebieten?
- Wer ist die Palästinensische Autonomiebehörde, wer die Hamas?
- Wie ist die historische Genese der zweiten Intifada?
Hilfreich ist auch eine thematische Einführung durch das Modul „Demokratie – Anspruch und Wirklichkeit“ (verfügbar unter dem Reiter „Methoden“ auf unserer Website MALMAD).
Modulüberblick: Bausteine und Zeitplanung
Baustein |
Kurzbeschreibung |
Zeit |
1. Die israelische Demokratie |
Einführung in das Selbstverständnis Israels als demokratischer Staat: Analyse der Unabhängigkeitserklärung, Überblick über Grundgesetze. |
45 Min. |
2. Das politische System Israels |
Überblick über Institutionen, Gewaltenteilung und politische Kultur. Vergleich mit der Bundesrepublik. |
30 Min. |
3. Grundrechte in Krisenzeiten |
Rollenspiel zu journalistischer Freiheit und Sicherheit: Die TN übernehmen unterschiedliche Rollen und debattieren die Einschränkung der Arbeit palästinensischer Journalist*innen während der zweiten Intifada. |
45 Min. |
4. Der Rechtsstaat in der Praxis |
Gemeinsames Lesen und Auswerten eines Urteils des Obersten Gerichtshofs Israels zur Kontrolle sicherheitsbezogener Maßnahmen. Diskussion über rechtsstaatliche Verfahren. |
30–45 Min. |
Fazit
Das vorgestellte Modul zielt auf eine informierte, kritische und offene Auseinandersetzung mit Israels politischem System. Es bietet Lehrkräften praxisnahe Zugänge, um komplexe Zusammenhänge jenseits medialer Verkürzungen zu vermitteln, ohne dabei die realen Herausforderungen auszublenden, mit denen sich eine demokratische Gesellschaft in einem dauerhaften Konfliktumfeld konfrontiert sieht.